Working Class Heroine

How to Kill a Working Class Heroine Twice

Um die symbolische Ordnung aufrecht zu erhalten, braucht es in einer Gesellschaft der Väter exekutierbare Exempel, die diese Ordnung wieder und wieder herstellen.

Die Kunst der Herstellung dieser symbolischen Ordnung liegt zum einen in der Verschleierung dieses Prozesses und zum anderen in der Anrufung langteiliger Ketten kollektiver Erinnerung.

Eine dieser Effekte finden wir gerade in der mehrfachen Bestrafung der nomadischen, weiblichen Arbeitskraft aus den EU-Ländern des Ostens. (Oder soll ich sie besser Frauen* aus den Kronländern nennen?)

Diese sind Frauen* der Wende, sie sind noch im Kommunismus geboren und mit der sogenannten Wende großgeworden. Sie kannten teils noch die staatlich verordnete Gleichberechtigung ebenso wie die damit einhergehende Negierung der Mehrfachbelastung.

Sie sind im Turbokapitalismus erwachsen geworden und zum Markt gegangen als die Arbeitsplätze der Männer verschwanden, obwohl Erwerbstätigkeit der Frau* nicht mehr Staatsdoktrin war. Aber jemand musste das Geld verdienen und mit der “weiblichen” Pflegekraft ging das.

Diese Frauen* werden nun im Namen der väterlichen Gerechtigkeit bestraft, ihr Einkommen gekürzt, der Ziehsohn Wolfgang Schüssel’s (wir erinnern uns an die undokumentierte Pflegerin) vollzieht nun die Anpassung der Kinderbeihilfe an das jeweilige Land, in dem die Kinder wohnen.

Die Ordnung, die wieder hergestellt werden soll, ist die der Mütter, die bei ihren Kindern bleiben. Die Ordnung, in der der männliche Westen den weiblichen Markt im Osten erobert und nicht umgekehrt.

Es ist noch viel mehr. ZB. jene Übertragung des schlechten Gewissens westlicher Frauen* nicht in der (unbezahlten) Pflege der eigenen Familie aufzugehen und im Zuge dessen die Frau* aus dem Osten als Rabenmutter zu diffamieren.

Die neue Gerechtigkeit ist das alte Patriarchat, das auf den Rücken ökonomisch marginalisierter Frauen* doppelten Mehrwert auspresst. Heute mag zwar Tag der Arbeit sein, morgen jedoch ist ein weiterer Tag der wiederkehrenden symbolischen Ordnung.

https://derstandard.at/2000079006171/Anpassung-der-Familienbeihilfe-fuer-Kinder-im-EU-Ausland-im-Ministerrat

Über Leistung und Kampf

Warum die Verknüpfung von Leistung und Kampf der neuen Regierung toxisch für ein gutes Leben für alle ist.

Vor nicht allzulanger Zeit öffnete der damalige Staatssekretär Kurz den verworrenen Diskurs um Österreich als Einwanderungsland mit seiner Kampagne “Integration durch Leistung”.

Viele sahen darin eine Trendwende und endlich die Möglichkeit dem rassistischen und ausländerfeindlichen Setzungen der FPÖ etwas entgegen zu setzen.

Wie schnell der Leistungsdiskurs in Menschenverachtung kippen kann, erleben wir dieser Tage. Menschen, deren Menschsein nur in ihrer Leistungsfähigkeit anerkannt wird, werden in eine Kampfzone geschoben, die eine gewisse Gesellschaftsform stärken soll.

Das Leben an sich als Kampf zu etablieren.

Österreich ist weder abgesandelt, noch werden wir von Kriminellen überrannt. Was für den Parteien an der Macht erwarten können ist eine allgemeine Entsicherung.

Wenn dieser Tage von Sicherheit die Rede ist, geht es nicht um Gesundheitsversorgung, Arbeit, Bildung oder sozialen Frieden. Es geht darum, die nächste Bevölkerungsgruppe ins Fadenkreuz zu nehmen und die Waffe zu entsichern.

Das untere Einkommensdrittel verdient keine Sicherheit, keinen ruhigen Schlaf oder auch keinen Urlaub, wenn sie “die Leistung” (was immer das ist, bestimmen nicht wir) nicht erbracht haben.

Es geht immer zu um Kampf im neoliberalen Dschungel und für manche um die Daseins-Berechtigung an sich. “Woher kommst du und wann gehst du zurück?” Es geht nicht um die Lösung von Herausforderungen, sondern um die Eskalation der Probleme.

Sozialer Friede an sich gefährdet das Diktum des Urfaschismus wie Umberto Eco es formulierte “Pazifismus ist Kollaboration mit dem Feind. Das Leben ist nur um des Kampfes Willen da.” Die FPÖ ist eine Partei der sozialen Entsicherung.

Sie braucht den Kampf, das Bedrohungsszenario, den Feind und sie ist unwillig Frieden zu schließen. Bald werden sie aufgrund des Absturzes in der Wählergunst noch wilder um sich schlagen und versuchen die soziale Kohäsion in ihren Grundfesten zu erschüttern.

Die Sprache, die Leistung und Kampf favorisiert, gilt es zu brechen. In wirklicher Klarheit.

Die Kirche im Dorf

Ich solle “die Kirche im Dorf lassen”.

Rant Nr. 2 zu #wirtun – einer Charity Aktion der Caritas anlässlich des #8März.

Im Rant Nr. 1 habe ich kurz dargestellt, warum ich Formen der Kommunikation, die paternalisieren und bisherige feministische Kämpfe gegen sexualisierte Gewalt vergessen zu erwähnen für entbehrlich halte.

Eine der Antworten zu dieser Analyse war “Ich solle die Kirche im Dorf lassen!” Nun gut, ich bin in einem dieser typischen Dörfer in Österreich aufgewachsen und verbrachte bis zum 19. Lebensjahr jeden Sonntag in der Kirche. Kenn mich aus mit Kirche im Dorf.

Ich kenne mich aus mit der Frauenfeindlichkeit, der strukturellen Gewalt gegen sexuelle Minderheiten, dem Verschweigen der sexuellen Übergriffe, der Stigmatisierung von wiederverheirateten Geschiedenen, den heimlichen Frauen von Priestern…

Kirchen sind für Frauen und Queers oftmals ein Ort der Gefahr, strukturell geschützt werden die Täter und nur manchmal, wenn Opfer trauen sich zu wehren, wird eventuell die Gewalt anerkannt.

Kirchen sind aufgrund ihrer hierarchischen Strukturen, ebenso wie Heime, Schulen, Armeen,… Orte dieser strukturellen Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen, Orte, die Täter unterstützen.

Diese Unterstützung passiert auf vielfältige Weise, etwa das Schweigegeld an Mütter bezahlt wird, deren Kinder von Priestern gezeugt wurden. Das sind klassische Dorfgeschichten.

Oder die Geschichte meiner Tante, Mutter von 8 Kindern, Bäuerin, mittlerweile geschieden von einem kath Diakon. Er hat sie und die Kinder über 40 Jahre verprügelt. Sie hat jetzt weniger als die Mindestsicherung Pension.

Er fand Unterstützung von der Kirche im Dorf.

Frauen sind unmittelbare Betroffene dieser strukturellen Gewalt, die von der kath Kirche in ihren eigenen Kontexten zu wenig ehrlich angesprochen und bekämpft wird. Davon kein Wort in der Kampagne. Ehrlichkeit stört ja nur.

Mea culpa.

Oftmals geben Frauen sich selbst die Schuld, haben gelernt zu ertragen und zu schweigen. Schauen immer noch gepflegt und kontrolliert aus. Besorgen den Blumenschmuck für den Altar.

Maxima culpa.

Aber Charity ≠ Solidarity. Wirkliche Solidarität versucht auch an den Wurzel der Gewalt etwas zu ändern, anerkennt die eigene Involviertheit, den eigenen Profit an Ausbeutungsverhältnissen, ist kein Almosen.

Wenn zwar die Geschichte des Hashtags geflissentlich ignoriert aber benutzt wird, so werden Hashtags wie und der bald besser bekannt werdende eben genau diese von mir beschriebene Leerstelle füllen.

In der Zwischenzeit werden Frauen mit Sammelbüchsen den Fonds füllen. Fleissig und demütig Gutes tun.

#MeToo vs. #Wirtun

#MeToo vs. #Wirtun

Ok, kurzer Rant zu und Kommunikation, die feministische Kämpfe ausblendet. Es geht um diesen Tweet: “#MeToo war gestern. Morgen starten wir um 10 Uhr mit #wirtun – Sei dabei! Wir helfen Frauen in Not” von Klaus Schwertner

Initiativen, die Frauen* unterstützen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, sind grundsätzlich zu begrüßen. Grundsätzlich braucht es aber neue Formen der Kommunikation abseits von Paternalismus.

Hollywood habe es nicht geschafft, die Diskussion um zu den weniger privilegierten Frauen* zu bringen. 1) me too wurde von 1 dieser Frauen* ins Leben gerufen. Ihre Name ist .

Die Stars aus Hollywood, die sich als Betroffene zu Wort gemeldet haben, sind dennoch ebenso Opfer von dieser Gewalt. Auch sie gehen ein Risiko ein, auch sie sind

Gemeinsam gründeten sie mit , Alianza Nacional de Campesinas (Landarbeiter_innen), Imkaan, etc und auf einen Fonds der 13Mill$ gesammelt, um Betroffene rechtliche Unterstützung zu ermöglichen.
Siehe: https://www.elle.com/culture/movies-tv/g14774201/actress-activist-red-carpet-golden-globes/

Das ist schon mal einiges, was hier unter den Tisch fällt. Aber warum nicht, wenn ich dafür einen Hashtag hijacken kann ohne mich auch nur ein wenig zu interessieren, woher er kommt, und was bisher geschah.

Diese Form der Kommunikation legt das Augenmerk darauf, dass endlich jemand was tut. Nur tun viele Frauen* und queere Organisationen seit Jahrzehnten etwas gegen sexualisierte Gewalt. Kirchliche Orgas haben da eher eine schwierige Geschichte.

Welche Orgas fallen euch in Österreich ein? Frauenhäuser, Lefö, Notrufe, Selbstlaut, Ninlil, maiz, Queer Base… Lasst uns eine Sammlung erstellen und sagen: Schön, dass ihr was tut. Nur achtet darauf, wer spricht. Paternalismus ist so gestern. Nicht

Here we go: Verein Autonomer Frauenhäuser
Liegt mir grad sehr am Herzen: Selbstlaut
Meine 1 Antira-Schule maiz
Ninlil solltet ihr schon lange kennen
Über wisst ihr Bescheid. Wenn ihr mir folgt. http://friendsof.queerbase.at
Peregrina seit Tag und Jahr http://peregrina.at/
Und ja Frauen beraten Frauen

uvm…

Der Fokus dieser Organisationen liegt in der Emanzipation nicht in der Mildtätigkeit.

 

Scham gegen Solidarität

Ein paar schnelle Gedanken zu Scham als Angriffsfläche auf Solidarität:

Ein Ziel der Regierenden ist es, solidarische Strukturen zu zerstören. Egal ob bei Arbeitlosigkeit (Durchschummler), Geflüchteten (Willkommensklatscher), Leistungsfähigkeit wird zum 1. Gebot.

Auf Arbeitssuchende loszugehen hat eine lange Tradition, sie werden sprachlich schlecht gemacht, egal ob so hiesige (soziale Hängematte) oder dosige sind (Sozialtourismus). Überall wird Missbrauch unterstellt.

Gleichzeitig ist der Verlust von Arbeit für viele eine beschämende Situation, weil Leistungsfähigkeit immer als sinnstiftend, Arbeit als Lebensinhalt erklärt wird.

Die Angst vor diesem Verlust ist groß, auch davor in die Mindestsicherung abzurutschen. Nun geht es gerade darum, diese Gruppen (hat Angst vor Verlust, oder hat Arbeit schon verloren) auseinanderzudividieren.

Entsolidarisierung funktioniert selbstverständlich zuerst am besten gegen “Ausländer”, dann “EU-Ausländer”, dann Eltern von im-Ausland-lebenden-Kindern, Leuten, die “nicht von hier sind”, dann gegen Suchtkranke, psychisch Kranke…

Diese Entsolidarisierung funktioniert auch deshalb zu gut, weil an der Arbeit nicht nur Existenz, sondern auch Selbstwert hängt. Nur wird sich das Arbeitsfeld massiv ändern. Trotzdem wird am Diktat der Leistungsfähigkeit festgehalten.

Wer scheitert, wird schon irgendwie selbst daran schuld sein. Oder hat halt Pech gehabt, Hauptsache es trifft nicht mich als nächstes. Die österreichische Mentalität des Duckmäusertums ist dabei perfekter Unterbau.

Stigmatisierung von Menschen war immer eine Machtfrage, Scham- und Stigmaüberwindung hat im Gegenzug große gesellschaftliche Fortschritte gebracht, Menschen mit Behinderungen, LGBTIQ, Roma und Sinti haben diese Kämpfe tlw sehr erfolgreich geführt.

Arbeit haben oder nicht wird in Zukunft verstärkt eine dieser Stigmagrenzen sein. Lassen wir uns nicht in die Entsolidarisierung treiben.