Scham gegen Solidarität

Ein paar schnelle Gedanken zu Scham als Angriffsfläche auf Solidarität:

Ein Ziel der Regierenden ist es, solidarische Strukturen zu zerstören. Egal ob bei Arbeitlosigkeit (Durchschummler), Geflüchteten (Willkommensklatscher), Leistungsfähigkeit wird zum 1. Gebot.

Auf Arbeitssuchende loszugehen hat eine lange Tradition, sie werden sprachlich schlecht gemacht, egal ob so hiesige (soziale Hängematte) oder dosige sind (Sozialtourismus). Überall wird Missbrauch unterstellt.

Gleichzeitig ist der Verlust von Arbeit für viele eine beschämende Situation, weil Leistungsfähigkeit immer als sinnstiftend, Arbeit als Lebensinhalt erklärt wird.

Die Angst vor diesem Verlust ist groß, auch davor in die Mindestsicherung abzurutschen. Nun geht es gerade darum, diese Gruppen (hat Angst vor Verlust, oder hat Arbeit schon verloren) auseinanderzudividieren.

Entsolidarisierung funktioniert selbstverständlich zuerst am besten gegen “Ausländer”, dann “EU-Ausländer”, dann Eltern von im-Ausland-lebenden-Kindern, Leuten, die “nicht von hier sind”, dann gegen Suchtkranke, psychisch Kranke…

Diese Entsolidarisierung funktioniert auch deshalb zu gut, weil an der Arbeit nicht nur Existenz, sondern auch Selbstwert hängt. Nur wird sich das Arbeitsfeld massiv ändern. Trotzdem wird am Diktat der Leistungsfähigkeit festgehalten.

Wer scheitert, wird schon irgendwie selbst daran schuld sein. Oder hat halt Pech gehabt, Hauptsache es trifft nicht mich als nächstes. Die österreichische Mentalität des Duckmäusertums ist dabei perfekter Unterbau.

Stigmatisierung von Menschen war immer eine Machtfrage, Scham- und Stigmaüberwindung hat im Gegenzug große gesellschaftliche Fortschritte gebracht, Menschen mit Behinderungen, LGBTIQ, Roma und Sinti haben diese Kämpfe tlw sehr erfolgreich geführt.

Arbeit haben oder nicht wird in Zukunft verstärkt eine dieser Stigmagrenzen sein. Lassen wir uns nicht in die Entsolidarisierung treiben.