Die Kirche im Dorf

Ich solle “die Kirche im Dorf lassen”.

Rant Nr. 2 zu #wirtun – einer Charity Aktion der Caritas anlässlich des #8März.

Im Rant Nr. 1 habe ich kurz dargestellt, warum ich Formen der Kommunikation, die paternalisieren und bisherige feministische Kämpfe gegen sexualisierte Gewalt vergessen zu erwähnen für entbehrlich halte.

Eine der Antworten zu dieser Analyse war “Ich solle die Kirche im Dorf lassen!” Nun gut, ich bin in einem dieser typischen Dörfer in Österreich aufgewachsen und verbrachte bis zum 19. Lebensjahr jeden Sonntag in der Kirche. Kenn mich aus mit Kirche im Dorf.

Ich kenne mich aus mit der Frauenfeindlichkeit, der strukturellen Gewalt gegen sexuelle Minderheiten, dem Verschweigen der sexuellen Übergriffe, der Stigmatisierung von wiederverheirateten Geschiedenen, den heimlichen Frauen von Priestern…

Kirchen sind für Frauen und Queers oftmals ein Ort der Gefahr, strukturell geschützt werden die Täter und nur manchmal, wenn Opfer trauen sich zu wehren, wird eventuell die Gewalt anerkannt.

Kirchen sind aufgrund ihrer hierarchischen Strukturen, ebenso wie Heime, Schulen, Armeen,… Orte dieser strukturellen Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen, Orte, die Täter unterstützen.

Diese Unterstützung passiert auf vielfältige Weise, etwa das Schweigegeld an Mütter bezahlt wird, deren Kinder von Priestern gezeugt wurden. Das sind klassische Dorfgeschichten.

Oder die Geschichte meiner Tante, Mutter von 8 Kindern, Bäuerin, mittlerweile geschieden von einem kath Diakon. Er hat sie und die Kinder über 40 Jahre verprügelt. Sie hat jetzt weniger als die Mindestsicherung Pension.

Er fand Unterstützung von der Kirche im Dorf.

Frauen sind unmittelbare Betroffene dieser strukturellen Gewalt, die von der kath Kirche in ihren eigenen Kontexten zu wenig ehrlich angesprochen und bekämpft wird. Davon kein Wort in der Kampagne. Ehrlichkeit stört ja nur.

Mea culpa.

Oftmals geben Frauen sich selbst die Schuld, haben gelernt zu ertragen und zu schweigen. Schauen immer noch gepflegt und kontrolliert aus. Besorgen den Blumenschmuck für den Altar.

Maxima culpa.

Aber Charity ≠ Solidarity. Wirkliche Solidarität versucht auch an den Wurzel der Gewalt etwas zu ändern, anerkennt die eigene Involviertheit, den eigenen Profit an Ausbeutungsverhältnissen, ist kein Almosen.

Wenn zwar die Geschichte des Hashtags geflissentlich ignoriert aber benutzt wird, so werden Hashtags wie und der bald besser bekannt werdende eben genau diese von mir beschriebene Leerstelle füllen.

In der Zwischenzeit werden Frauen mit Sammelbüchsen den Fonds füllen. Fleissig und demütig Gutes tun.