Every Body Electric

“Every Body Electric”

Thread zur Tanzquartier Eröffnung, #HolocaustRemembranceDay and #nowkr

Es wiederum ein schneller Versuch, Ordnung in ein paar Gedanken zu bringen in einer Zeit, die von der Vorstellung des leistungsbereiten, befähigten, reinen, herrschaftlichen Körpers geprägt ist.

Die Vorstellung des gesunden, starken, reinen (und damit ist oft weißen gemeint) zieht sich wie ein roter Faden durch die österreichische Diskurslandschaft.

Dieser Über-Körper taucht derzeit im Diskurs noch nicht auf. Aber ins Rampenlicht gestellt werden die verwerflichen Körper, die mit 54 nicht mehr arbeiten können, die braunen und schwarzen Körper der Geflüchteten, diese dürfen enteignet werden.

In unseren Breitengraden ist die Deutschtümelei die Grundlage, der Bodensatz für das Verständnis von Über- und verwerflichen Körpern.

Die Biopolitik der Nazis und ihrer Herrenrassenideologie, hat in einer unvergessenen Treibjagd diese verwerflichen Körper auszumerzen versucht. Die Nazi-Ideologie war die schrecklichste Umsetzung des reinen, leistungsfähigen, monokulturellen Menschenbildes.

Wenn wir in den nächsten Tagen unser Mantra werden lassen, sollten wir daran denken, dass die totale, industrielle Vernichtung verwerflicher Körper nur das Ende einer gesellschaftlichen Radikalisierung ist.

Eine Radikalisierung, die schon lange wieder begonnen hat mit der Diffamierung der Kranken, Schwachen, Ausländischen, Perversen und Widerborstigen.

Und dann “Every Body Electric” von Doris Uhlich ansehen. Ein Ensemble von Menschen mit körperlichen Einschränkungen eröffnet das TQW. Kein Licht ins Dunkel. Es bleibt hell vom Anfang bis zum Ende.

Was für eine Intervention. Nicht nur in Zeiten wie diesen.

Viele haben im zeitgenössischen Tanz daran gearbeitet, dass dies möglich ist, deswegen u.a. PROPS an Bilderwerfer, lizArt, MAD – mixed able dance, Toxic Dreams, danceability, u.a.

Bis heute weiß ich nicht, ob Menschen Hartheim überlebt haben, oder Eltern ihre behinderten Kinder vor den Nazischergen versteckt haben. Warum?

und sich zu erinnern gebietet es auch den Vorstufen des Unmenschlichen entgegen zu treten. Dazu gehören eben jene Horte und Buden toxischer Maskulinität und nationalistischem Chauvinismus’, die dieser Tage ins Rampenlicht geraten sind.

Sie sind die Lebensader eben jener Deutschtümelei, die ins kollektive Unglück geführt haben.

Österreich ist weit von einem antifaschistischen Grundkonsens entfernt, weil die rote Linie nicht erst beim Verbotsgesetz beginnt. Konsens beginnt lange vor dem Strafrecht. (Etwas, das auch in anderen Kontexten nicht verstanden wird)

Es wird deswegen mehr brauchen als Demonstrationen und Besuche in Mauthausen. Eine Praxis der geschichtsbewussten Antidiskriminierung muss in allen gesellschaftlichen Bereichen umgesetzt werden.

Vielleicht braucht es eine populare Bildungsbewegung.