Homosozialität und Patriarchat

Österreich 2018: Wie Homosozialität wieder einmal den patriarchalen Staat ablöst.

(Ok, bissi komplexerer Thread, aber vielleicht könnt ihr ja fragen, wie was gemeint ist.)

Im Rahmen der Affäre bekommen erstmals seit Amtsantritt der schwarzblauen Regierung die Generalsekretäre mediale Aufmerksamkeit. Sie haben Durchgriffsrechte, wurde bestellt ohne Ausschreibung. Sie sind alle Männer.

Die männerbündische Ausrichtung ist augenscheinlich, sie ist aber auch unterschiedlich zu vorangegangenen konservativen Vorstellungen der Politik der Väter. Die Väter, wie Kreisky, Pröll, Häupl, Pühringer haben abgedankt.

An sich bildet die heteronomative Familie den symbolischen Kern des konservativen Staates und die Väterfamilien die Urzelle der politischen Organisierung. Diese konservative Form wird jedoch mehr und mehr vom Prinzip der Homosozialität abgelöst.

Homosozialität besagt, dass der Kern, die Urzelle des Staates der Männerbund ist. Diese Ablöse wird nötig, weil es zu einer Feminisierung der vormals väterlichen Familie gekommen ist. Zu viele Frauen stehen “ihren Mann” in der Gesellschaft.

Diese antifeministische Entwicklung hat auch antisemitische Wurzeln. Homosoziale Theorien entstanden in den 1910er Jahren und statuierten die Nationalstaatslosigkeit durch die matrilineare Weitergabe des Judentums und durch die Diaspora der (europäischen) Juden und Jüdinnen.

Hans Blüher, ein Psychologe, der die Wandervogelbewegung als ein homoerotisches Phänomen analysierte, versuchte in seinen Theorien in den 1910er Jahren den Männerbund als Keimzelle des Staates zu etablieren.

Ok, aber was hat das mit jetzt zu tun?

Während sich die ÖVP unter schwarzblau I noch als Staat der Familie und der Väter inszenierte, ist das patriarchale Prinzip mittlerweile vom Männerbündischen abgelöst worden.

Es ist offensichtlich, dass hierbei die FPÖ tragenden Einfluss auf die neue symbolische Ordnung genommen hat und die Partei des Bundeskanzlers kaum an ihr bewährtes Bild des Staates andockt. Da hilft auch keine ultrakonservative Menschenrechtssprecherin.

Gleichzeitig verlangt diese Verschiebung eine Abgrenzung in Richtung homoerotische Phänomene, die sich einerseits durch Ehefrauen/Freundinnen bewerkstelligen lässt, die nur als solche in die symbolische Ordnung eintreten und andererseits durch offen homophobes Auftreten von Vertreter_innen der FPÖ oder Ernennung von offen homophoben Abgeordneten, wie der schon erwähnten Menschenrechtssprecherin der ÖVP.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass wir gerade Zeug_innen einer Verschiebung der symbolischen Ordnung werden, die entlang antifeministischen und homophoben Ausrichtungen operiert und ihre Wurzel ist der europäische Antisemitismus.

Bisschen dicht für einen Thread, aber vielleicht waren ein paar Denkanstösse dabei.